Im letzten Herbst wurde das in unseren Referenzen beschriebene Wohn- und Geschäftshaus „Buggi 52“ ungefähr ein Jahr nach Beginn der Aufrichtarbeiten fertiggestellt und bezogen.
Dies wurde vom Projektteam, bestehend aus dem Bauherr Willi Sutter (IG Klösterle), Architekt Jochen Weissenrieder (Weissenrieder Architekten), Generalunternehmer Herbert Duttlinger (Holzbau Bruno Kaiser GmbH) und uns als Tragwerksplaner für den Holzbau genutzt, um dieses einzigartige Gebäude publik zu machen.
Vielleicht vorab noch ein kurzer Einschub. Warum ist dieses Gebäude eigentlich so einzigartig? Dies liegt an den folgenden Tatsachen:
- Fassade komplett aus Holz
- 1. FSC zertifizierte Gebäude in Deutschland
- Aussteifung in Holz ohne Betonkern
- Liftschacht in Brettsperrholz
- Konstruktion ressourcenschonend in Kombination von Holzrahmen und Brettsperrholz.
Jeden einzelnen dieser Punkte wurde schon oft so angewendet. Doch die Kombination dieser Anwendungen in einem Gebäude dieser Höhe stellt die wahre Innovation dar.
Aus statischer Sicht haben wir eine Renaissance der Holz-Holz-Verbindungsmittel angezettelt. Für die Entwicklung der einzelnen Details musste einiges an Hirnschmalz investiert werden. Schlussendlich gibt es aber für fast jede Anschlußsituation eine Möglichkeit diese nur mit Holz, unterstützt von Schrauben und Nägel, auszuführen. Wie zum Beispiel die „H´s“ an den Geschoßübergängen zur Einleitung der horizontalen Kräfte in die entsprechenden Wände.
Aber zurück zur Vortragsreihe. Begonnen hat dies schon im Sommer mit kleineren Webinaren. Diese waren schon eine gute Vorbereitung für die kommenden Veranstaltungen. Im Herbst sollte durch das ifbau der Architektenkammer Baden-Württemberg, unterstützt durch die Holzbauoffensive, eine Baustellenführung stattfinden. Der aktuellen pandemischen Lage geschuldet musste für die Veranstaltung letztendlich ein „kontaktloses Format“ gewählt werden. So wurde vorab auf der Baustelle ein Interview mit den Beteiligten geführt, das im Nachgang im Rahmen eines Webinars vorgestellt wurde. Dieses Interview kann in der Onlinepräsens der Holzbauoffensive BW noch angeschaut werden (https://aufholzbauen.de/filmdokus-holzbau/). Hier dem ifbau vielen Dank für die Flexibilität und Professionalität bei der Planung und Durchführung.
Weiter ging es noch in der gleichen Woche mit einem Baustellentag auf der Messe Freiburg vor ca. 120 Teilnehmern. Hier ließ es die Gesetzgebung nun endlich mal wieder zu, dass wir die Buggi nun auch endlich mal live vor Ort präsentieren konnten. Umso mehr hat uns die durchweg positive Resonanz erfreut. Hier kam unser neuer Messestand auch erstmals zum Einsatz.
Doch der Höhepunkt dieser Serie war sicherlich die Vorstellung bei der Holzbau Fachtagung Baden-Württemberg der proHolzBW in Stuttgart. Seit vielen Jahren bin ich dort schon als Zuhörer dabei und habe nie daran gedacht, mal selbst auf der Bühne zu stehen. Entsprechend viele Gedanken habe ich mir dann auch vorneweg gemacht, wie es wohl sein wird, das Projekt vor der Südwest-Holzbauelite vorstellen zu dürfen. Wobei für mich die größte Herausforderung nicht im Inhalt der Präsentation, ich kenn das Projekt ja in- und auswendig, sondern viel mehr in der hochdeutschen Sprache lag.
Im Vortrag selbst hat dann der mittlerweile weitbekannte „Der-Holzbau-ist-super-Stab“ wieder mal wertvolle Dienste erwiesen und die Zusammenhänge zwischen den Steifigkeiten und Festigkeiten der verschiedenen Bauweisen bezüglich der Erdbebenaussteifung schön dargestellt. Das Ergebnis: Holzhäuser passen in erdbebengefährdete Gebiete wie der Baum in den Wald. Bei der Vortragsreihe mit Willi, Jochen, Herbert und mir kam denke ich auch relativ deutlich zum Ausdruck, wie wichtig die Zusammenarbeit im Planungsteam für ein solches Projekt ist, aber auch, wie gut sie in diesem Fall funktioniert hat.
Unterm Strich war es dann eigentlich doch nicht anders als eine Generalversammlung vom Skiclub. Nur dass ich da „Dialekt schwätze“ darf und es keine PowerPoint gibt. Auch wenn es mit dem Hochdeutschen, den Aussagen der Zuhörer zufolge, am Ende dann doch auch noch relativ gut geklappt hat.
Bildquellen: Willi Sutter, proHolzBW, DIE HOLZBAUINGENIEURE GmbH